Die tertiäre Schichtfolge,
beginnt mit Ablagerungen des Eozäns, bei denen es sich um hellgrau, beige, weißeTon-Schluff-Sand-Wechsel mit eingelagerten inkohlten Wurzelresten handelt. Die Schichten sind stark kaolinisiert, das heißt es kam unter Zersetzung von Feldspäten zur Tonmineralbildung.In den eben genannten Ablagerungen befinden sich zwei Flözhorizonte mit nur geringer Mächtigkeit. Sie sind auch nicht durchgehend verbreitet. Unteroligozäne Schichten sind nur südlich von Bitterfeld im Flöz Lochau nachweisbar. In der Zeit des Mitteloligozän entstand das Flöz Gröbers, dessen Basis von Sanden und Tonen gebildet wird. Abgeschlossen wurden die mitteloligozänen Bildungen von einer Rupeltonfolge.

Der prätertiäre Untergrund,
dessen Relief zum Teil eben, sonst eher flachwellig bis hügelig ist, besteht ausoberkarbonen Sanden und Tonsteinen sowie Rotliegendsedimenten des Saale-Troges (diese sind mit Porphyren durchsetzt). Zechsteinablagerungen machen sich in Form von Senkungserscheinungen bemerkbar (siehe auch Niemegker, Döberner und Seelhausener Senken). Vom zentralen Teil in Richtung Süden besteht der Untergrund vor allem aus riphäischen Grauwacken, kambrischen Karbonaten, Ton-, Schluff- und Sandsteinen.
Dieser Horizont ist bis auf die Bereiche der Porphyrauftragungen im gesamten Gebiet verbreitet. Im Oberoligozän entstanden die Bitterfelder Glimmersande. Die Mächtigkeit dieserGlimmersandkomplexe reicht von ca. 30 bis 40 Meter. In ihnen befinden sich einige Schluffhorizonte, die vor allem im zentralen Teil verbreitet sind. Die Hangenden sind durch die Gliederung in Rücken und Senken recht auffällig. Bekannt geworden ist der Bitterfelder Glimmersandkomplex durch die auffällige Bernsteinführung.

Die quartiäre Schichtfolge
wird gekennzeichnet durch Ablagerungen mehrerer, das Gebiet überziehender Eisvorstöße der Elster-, Saale- und Weichselkaltzeit. Frühpleistozäne Ablagerungen, deren Mächtigkeit zwischen 0 und 5 Meter schwankt, sind außer nordwestlich von Delitzsch weiträumig vorhanden. Hierbei handelt es sich um sandiges, stark kiesiges Material. Die elstereiszeitlichen Ablagerungen erstrecken sich fast überall in diesem Raum. Hier wurde der Leipziger Bänderton gebildet. Er befindet sich an derGeschiebemergelbasis des ersten Eisvorstoßes dieser Zeit. Getrennt wird der Geschiebemergel (untere und obere Elstergrundmoräne) durch Schmelzwassersande und -kiese. Dieses Gebiet wird von pleistozänen Rinnenstrukturen durchzogen. Sie liegen sogar zum Teil direkt auf den Prätertiärbildungen, weil sie örtlich die gesamten Tertiärablagerungen durchschnitten haben. Das hier anzutreffende Rinnenmaterial besteht neben sandigen bis kiesigen Materialien, Beckenschluffen und Tertiärresten auch aus umgelagertem elstereiszeitlichen Material in den Randbereichen. Die saaleeiszeitlichen Ablagerungen lassen mehrere Eisvorstöße beobachten. Ihre Mächtigkeit liegt bei 20 Meter und mehr. In der Eemwarmzeit entstand das gegenwärtige Oberflächenrelief des Untersuchungsgebietes. Diese Zeit hinterließ weitverbreitete Fließerden, Löß und in den Tälern Talsande bzw. Schotter der Niederterassen. Im Eeminterglazial kam es zu einer Wechsellagerung von Kalk- und Feindetritsmudde. Geschiebedecksande des Weichselhoch bis-spätglazials decken über Torf- und Schluffmudden, Fein- und Mittelsanden sowie lokalen Fließerden diese eiszeitlichen Bildungen ab. Im Holozän kam es zu einer Aufschotterung der Flüsse bis auf heutiges Talniveau. Als jüngste Bildungen enstanden hier Schlick und humose Ablagerungen (Chronik des Braunkohlentagebaus im Revier Bitterfeld 1998).

Die ursprünglichen hydrologischen und hydrographischen Verhältnisse sind aufgrund des Tagebaus, vor allem durch die Grundwasserabsenkung, extrem stark gestört worden. Über den Zustand der hydrologischen Verhältnisse vor dem Bergbau existieren kaum Unterlagen. Eine Erläuterung kann deshalb nur sehr allgemein erfolgen. Erste Grundwasserbeobachtungen erfolgten im Gebiet um 1912. THIEM erstellte 1921 die erste hydrologische Übersicht für das Gebiet um Bitterfeld. Die Grundwasserverhältnisse in diesem Raum wurden und werden durch folgende Haupteinzugsgebiete charakterisiert: im Norden durch die Elbe, im Westen durch die Saale, im Süden durch die Weiße Elster und im Osten durch die Mulde.

Die hydrologischen Verhältnisse werden des weiteren durch die Grundwasserleiter (großflächige Ablagerungen von Sanden und Kiesen), die sich über, unter und auch zwischen den Braunkohleflözen befinden, bestimmt. Getrennt werden diese Grundwasserleiter durch stauende Schichten wie Tone, Schluffe und die Kohleflöze. An den Stellen wo diese Stauer nicht vorhanden sind, bestehen hydraulische Verbindungen zwischen den Grundwasserleitern untereinander.

Grundwasser im Bergbau

Um die Flöze abbauen zu können musste das Grundwasser abgesenkt werden. Im Gebiet herrschte sogar teilweise Druckwasserspiegel, unter Druck stehendes Grundwasser, das sich zwischen zwei undurchlässigen Schichten in Mulden sammelt und oft springbrunnenartig als „artesische Brunnen“ an die Oberfläche tritt (KRAUTER & ROTHER 1992). Die Grundwasserspiegelabsenkung an sich wurde früher durch untertägige Streckenentwässerung und später über Filterbrunnenriegel vorgenommen.

Die Ableitung dieser Tagebauwässer erfolgte über Rohrleitungssysteme in die Vorfluter. Es kam so zur fast vollständigen Entwässerung der Grundwasserleiter des Deckgebirges dieser Region. Doch auch der hohe Wasserbedarf der chemischen Industrie in und um Bitterfeld trug wesentlich zum Absinken des Grundwasserspiegels bei. Im Grundwasserleiter 50 wurde so zum Beispiel der Druckwasserspiegel vollständig abgebaut. Zum Teil wurde auch der Grundwasserspiegel im angrenzenden Gelände beeinflußt. Es kam zur Ausbildung eines sogenannten Absenkungstrichters. Dessen Größe hängt in der Regel von der Mächtigkeit und Verbreitung der Grundwasserleiter ab (Chronik des Braunkohlenbergbaus im Revier).

Die heutigen geologischenVerhältnisse

Eine fortschreitende Entwässerung war nach Einstellung der Braunkohlenförderung nun nicht mehr nötig. Die Einstellung derselben war aber auch nicht möglich, da die Sanierung der Endböschungssysteme der Tagebaurestlöcher nur unter Haltung des Wasserspiegels zu realisieren war. Erst nach deren Beendigung startete 1998 die stationäre Strömungsphase, das heißt, es begann die Flutung der Restlöcher. Ziel hierbei war und ist es, einen sich weitgehend selbst regulierenden Wasserhaushalt zu schaffen und mit einem ökonomisch vertretbaren Aufwand die entstehende Seenlandschaft zu gestalten. Schwerpunkt hierbei ist vor allem die rasche Auffüllung der Restlöcher mit qualitativ geeignetem Fremdwasser bzw. durch Eigenaufgang. Möglich ist das nur durch umfangreiche Berechnungen und das Auswerten hydrologischer Modelle, welche auch zum Treffen von Aussagen bezüglich des zukünftigen Grundwasserspiegels herangezogen werden. Eine ständige Anpassung dieser Modelle an die sich wechselnden Situationen ist hierbei natürlich unerlässlich.

Die Flutung der Restlöcher im Bitterfelder Revier erfolgt über Fließgewässer (Mulde) und über Grundwasserzustrom. Letztendlich wird dann eine Seenlandschaft von über 23 Quadratkilometer Fläche entstehen. Die Uferlänge wird aufgrund der zahlreich entstehenden Buchten, Inseln und Halbinseln rund 66 Kilometer betragen.

Mehr als 335 Millionen Kubikmeter Wasservolumen werden die einzelnen Seen insgesamt haben. Leider werden die Grundwasserstandsveränderungen einige außerhalb des Tagebaugebietes existierende Altablagerungen und Altstandorte berühren. Um eine mögliche Gefährdung, die von diesen Standorten ausgehen kann, zu verhindern, wurde ein Untersuchungsprogramm festgelegt. Die LMBV handelt hierbei analog der Schutzzielsicherung im Stadtgebiet Bitterfeld als Projektträger im Auftrage des Landes (Planfeststellungsverfahren Flutung Tagebaurestlochkomplex Goitzsche).

Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld treffen vier verschiedene Bodenregionen aufeinander. Dabei handelt es sich um die Schwarzerderegion des Harzvorlandes, die Fahlerde-/ Staugley-Region des Fläming und der Dübener Heide, die Fahlerde-/ Staugley-Region Sachsens und die Vega-/ Halbgley-Region der Elbaue. Böden stellen postglaziale Bildungen dar, wobei die bodengenetischen Prozesse auch in der Gegenwart ablaufen. Die Bodendifferenzierung hängt dabei im wesentlichen vom Charakter des Ausgangssubstrates, den klimatischen Bedingungen und dem Grad des Grundwassereinflusses ab.

Die Goitzsche liegt nun in einem Gebiet, in dem Fahlerden und stellenweise Fahlstaugleye auf Sandlöß und Sandtieflehm dominieren. Auf diesen sandigen Substraten entwickelten sich vorwiegend Braunerden. In Richtung Dübener Heide entstanden aufgrund des erhöhten Grundwassereinflusses auch Braunpodsole, rostfarbene Waldbödenund Fahlerden.

Im Tagebaugebiet selbst treten sehr junge und jüngste Bodenbildungen auf. Man trifft hier auf den sandigen oder kiesigen Kippsubstraten vor allem Ranker an. Eine ausführliche Zusammenstellung und Charakterisierung der vorkommenden Bodentypen befindet sich in den Tabellen der Standorttypen (Rahmen- und Strukturkonzept Goitsche 1993).

Das verritzte Gelände

Alle Bodenflächen im Tagebauraum, die durch bergbauliche Tätigkeit in ihrem natürlichen Bodenprofil zerstört wurden, bezeichnet man als „verritzt“. Hierbei spielt es keine Rolle, ob auf diesen Flächen Bodensubstrate wieder zur Verkippung kamen oder nicht.

Kippenflächen

sind Aufschüttungen, die weitgehend in ebener Lage zum jetzigen und zukünftigen Grundwasserspiegel liegen. Geprägt sind sie durch unmittelbar nebeneinander horizontal und vertikal wechselnde Substrate von Kies, Sand, Geschiebemergel, Ton und kohligen Beimengungen, durch absolute Humusarmut, mangelndes Nährstoffangebot, stark schwankende pHWerte, ungünstige Gefügeverhältnisse mit zum Teil hydrophobem Charakter sowie durch schwache bodenbiologische Aktivität (DORN 1998). Aufgrund des unterschiedlichen Alters und Bewuchses laufen auf diesen Flächen sehr differenzierte Bodenentwicklungen ab, zum Beispiel vom Rohboden zum Ranker, zur Rendzina bzw. zu den Rigolerden.

Böschungen

sind mehr oder minder geneigte Flächen, die bei der Gewinnung und Verkippung zwischen zwei Trennebenen entstanden sind. In der Goitzsche handelt es sich hierbei um Böschungen zu Überflurkippen und Hochkippen sowie um solche, die von den Kippenflächen bzw. vom gewachsenen Boden zu den Restlöchern hin abfallen. Wenn eine oder mehrere übereinanderliegende Böschungen durch Bermen getrennt sind, können auch ganze Böschungssysteme entstehen.Ein großes Problem stellt die Sanierung solcher Flächen dar. Zum einen ist sie aus technologischer und bodenmechanischer Sicht sehr kompliziert zu bewerkstelligen (z. B. Holzweißig-West), zum anderen kommt es oft zu Konflikten mit den Ansprüchen des Naturschutzes.

Restlöcher

Als Restlöcher bezeichnet man Flächen, die nach der Braunkohlengewinnung als offene Tagebauräume verbleiben. Sie sind durch Böschungen begrenzt, die normalerweise vor Aufgehen des natürlichen Grundwasserspiegels zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit saniert werden (Rahmen- und Strukturkonzept Goitsche 1993).

Die Landschaft der Goitzsche wurde durch den Tagebau auf extremste Weise umgestaltet. Alle klimabeeinflussenden Merkmale wie Vegetation, Wasser und Relief waren betroffen. Im folgenden Kapitel sollen nun die klimatische Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Goitzsche und ihr Umland erläutert werden.

Allgemeine Rahmenbedingungen

Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld befindet sich an der östlichen Grenze des mitteldeutschen Trockengebietes. Die Goitzsche liegt somit im Bereich des „Ostdeutschen Binnenlandklimas“ im Klimabezirk „Leipziger Bucht“. Prägend ist hier der subkontinental-subozeanische Charakter mit überwiegendem Sommerniederschlag und jährlichen Temperaturschwankungen von >18 K, also relativ kalte Winter und heiße Sommer.

Typische Wettererscheinungen in diesem Gebiet sind das Aprilwetter, die Eisheiligen und die Schafskälte. Sie werden durch eine verzögerte Frühjahrserwärmung, aufgrund meridionaler Nord- und Nordwestlagen, hervorgerufen. Im Herbst bleibt die Abkühlung gegenüber der jahreszeitlichen Strahlungsabnahme in Folge von Südlagen oder eines Hochs über Mitteleuropa zurück.

Temperaturen

Bei den Temperaturverhältnissen lässt sich ebenfalls eine subkontinentale Tendenz beobachten (Landschaftsrahmenplan des Landkreises Bitterfeld 1994). Trotz relativ geringer Temperaturen im Januar erreicht die Mittlere Jahresamplitude der Lufttemperatur aufgrund der hohen Juliwerte mit 18,6 °C einenrecht hohen Wert.

Die mittlere Jahrestemperatur liegt zwischen +8,5 °C und +9 °C, die mittlere Lufttemperatur beträgt im wärmsten Monat (Juli) +17,5 °C bis +18 °C und im kältesten Monat (Januar) 0 °C bis 1°C. Eine Tagesmitteltemperatur von +5 °C wird im langjährigen Mittel im Zeitraum vom 25. März bis zum 5. November erreicht. Bei Bitterfeld wird eine mittlere Tagesmitteltemperatur von +10 °C bereits am 25. April erreicht (im restlichen Kreisgebiet erst am 30. April). Das mittlere Ende der Tagesmitteltemperatur von +10 °C liegt hier mit dem 10. Oktober fünf Tage später als im übrigen Gebiet. Grund hierfür war der Einfluss der großen Industriebetriebe. Ob dies heute noch in diesem Umfang zutrifft, müsste geprüft werden. Wahrscheinlich haben sich die Temperaturverläufe von Bitterfeld mit dem Schließen vieler Betriebe Anfang der 90-er Jahre und dem damit zusammenhängenden Verringern des Wärmeausstoßes an die Werte der Umgebung angepasst.

Niederschlag

Der Niederschlag ist über das gesamte Jahr verteilt und, bedingt durch den Regenschatten des Harzes, liegen dessen mittlere Jahressummen nur zwischen 500 und 550 mm (Angaben METEOROLOGISCHER WETTERDIENST DER DDR 1987; Mittlungszeitraum 1951 – 1980). Nur wenige Kilometer weiter östlich, in der Dübener Heide, verliert der Harz seinen Einfluss. Dieser klimatische Gradient ist in der Tabelle deutlich erkennbar. Während der Vegetationsperiode (April bis August) differieren die Niederschlagshöhen der einzelnen Messstationen nur geringfügig (Klimatologisches Gutachten-Tagebau Goitzsche 1995).

Das Niederschlagsmaximum liegt vorwiegend in den Sommermonaten. Dies hängt mit den für dieses Gebiet typischen Großwetterlagen zusammen, die eingangs schon erwähnt wurden.

Das lokale Klima der Goitzsche vor der Flutung.

In den Tagebaulöchern traten aufgrund der geringen Oberflächenrauhigkeiten starke Winde auf. So kam es bei niederschlagsarmen Witterungsperioden aufgrund des Bodenabtrags von vegetationslosen bzw. spärlich bewachsenen Flächen zu einem nicht unerheblichen Staubeintrag ins Umland. Ebenso typisch war eine gewisse Trockenheit, die durch die hohen potentiellen Verdunstungsraten, der Grundwasserabsenkung und der Beschaffenheit des Bodensubstrates (Körnung und Gefüge) hervorgerufen wurde. Verstärkt wurde dieser Trockenstress für die Vegetation durch ein Phänomen, das schon seit einigen Jahren beobachtet werden konnte. Hierbei wurden nämlich Sommergewitter, vermutlich infolge der hohen Wämeausstrahlung, von den offenen Tagebauen abgelenkt.

Prognostische Klimaveränderungen durch die Flutung

Die entstehenden Wasserflächen werden temperaturausgleichend wirken, d. h. im Sommer kommt es zu einer gewissen Abkühlung. Die Gefährdung durch Früh- bzw. Spätfröste wird abnehmen, da die Wasserflächen wärmespeichernd wirken. Der Staubeintrag ins Umland wird sich ebenfalls verringern, weil zum einen viele heutige „staubliefernde“ Flächen überflutet werden und zum anderen, weil die bessere Wasserversorgung eine wesentlich dichtere Vegetationsdecke ermöglichen wird. An den flach ansteigenden Ufern der neu entstehenden Seen ist mit einer hohen Windbelastung und hohem Wellenschlag zu rechnen. Es wird zudem zu einer Erhöhung des Wasserdampfgehaltes der Luft kommen. Gründe hierfür sind die zukünftigen Seen, der ansteigende Grundwasserspiegel und eine besser mit Wasser versorgte Vegetation. Folglich ist mit einer zunehmenden Schwüle- und Nebelbildungsneigung zu rechnen (SCHÄPEL 1999).

Mikroklimatische Besonderheiten

Die Goitzsche weist als ehemaliges Tagebaugebiet kleinklimatische Besonderheiten auf. Hervorgerufen werden diese durch die Großflächigkeit, das Relief und andere abbaubedingter Gegebenheiten. So herrschen z. B. fast immer Luftbewegungen auf den vegetationsarmen bzw. vegetationslosen Flächen, was eine starke Verdunstung nach sich zieht. Dokumentiert wurden diese mikroklimatischen Besonderheiten neben anderen Untersuchungen durch wiederholte Klimamessungen der TU Berlin und der Knoll Ökoplan GmbH Leipzig. Sie erfolgten von 1994 bis 1997 und lieferten so umfangreiches Datenmaterial für dieses Gebiet. Gegenstand dieser Arbeiten war vor allem, das Lokalklima vor der Flutung zu beschreiben, damit man nach dem Aufgehen des Wassers die Möglichkeit hat, die entstandenen Veränderungen des Mikroklimas mit der früheren Situation zu vergleichen. Ein geeigneter Standort für die Messstation fand sich im Bereich des Bärenhofes.

Klimauntersuchungen am Beispiel Bärenhof

Das Bärenhofplateau liegt im Tagebau Goitzsche zwischen dem Restloch Bärenhof und dem Restloch Döbern. Es besteht aus einem aufgeschütteten Südteil und einem unverritzten Nordteil. Die beiden Messstationen, die jeweils den geschütteten bzw. den gewachsenen Bereich repräsentieren, lagen nur etwa 500 m voneinander entfernt.

Die Station auf dem geschütteten Gelände stand in einer lückigen Kiefernpflanzung (etwa 1 m hohe Schwarzkiefern). Das Bodenmaterial bestand aus einem Mittelsand mit feinsandigen Anteilen. Die Station auf dem vom Bergbau in Anspruch genommenen Teil des Bärenhofes befand sich inmitten einer ruderalisierten, hochwüchsigen Wiesenbrache. Der Gras und Krautbestand wurde im Bereich der Station mehrmals zurückgeschnitten. Im Norden wird diese offene Fläche von einem Auwaldrestbestand begrenzt. Die oberste Bodenschicht besteht aus schwach feinsandigem Ton (Auelehmstandort). Die Messungen erfolgten in den Sommermonaten Juni, Juli und August 1996. Die Messwerte wurden oberflächennah aufgenommen (20 Zentimeter über bzw. 2, 5 und 15 Zentimeter unter der Bodenoberfläche), um die klimatischen Randbedingungen für die Flora und Bodenfauna zu beschreiben.

Der Auswertung liegen Stundenwerte zugrunde,die für den mittleren Tagesgang des Sommers über die jeweiligen Tagesstunden ermittelt wurden.

Ergebnisse der Untersuchungen

Im Vergleich zum Umland waren die klimatischen Unterschiede bei geringer Bewölkung und bei geringen Windgeschwindigkeiten am ausgeprägtesten. Vor allem in den Nächten konnten beträchtliche Differenzen bei der Temperatur und der relativen Feuchte festgestellt werden. Ursache dieser nächtlichen Temperaturerhöhung war der Einfluss der Tagebaugruben. Mit der Luftströmung gelangte von hier relativ warme Luft auf das höher liegende Umland und somit auch auf die Bärenhofinsel. Die leicht erhöhten Feuchtwerte können als ein Einfluss der Auwaldreste bewertet werden.

Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld weist eine markante pflanzengeographische Dreiteilung in Dübener Heide, Köthener Ackerland und Urstromtal der Mulde auf. Gründe hierfür sind die Lage am Rand des mitteldeutschen Trockengebietes und die Prägung der Landschaft durch die Eiszeit.

Ursprüngliche Vegetation

Als ursprüngliche bzw. natürliche Vegetation versteht man diejenigen Pflanzengesellschaften, die ohne jemals erfolgte menschliche Beeinflussung vorhanden wären. Unterscheiden würden sie sich entsprechend der vorherrschenden Bedingungen (Klima, Hydrologie, Geologie, Geomorphologie, Bodengeologie usw.). Struktur und Artenzusammensetzung befänden sich mit den eben genannten Faktoren im Gleichgewicht. Rekonstruieren lässt sich die ursprüngliche Vegetation aus der heutigen Verbreitung der Bodentypen, da sie sich aus der damals ausgeprägten Vegetation entwickelten.

Reale Vegetation

Sie ist diejenige Vegetation, welche die ursprünglichen Pflanzengesellschaften aufgrund der menschlichen Tätigkeit abgelöst hat. Die Goitzsche als Tagebaulandschaft ist dabei durch eine sehr eigenständige Vegetation gekennzeichnet. Neben Kiefern-, Robinien- und Pappelaufforstungen und Vorwaldstadien mit Birke und Zitterpappel beherrschen monotone, von Landreitgras dominierte Grasfluren weite Teile der Kippenflächen. Diese bestehen meist aus tertiären Sanden und Kiesen. Stellenweise sind Sandtrockenrasen mit Silbergras und Sandstrohblume anzutreffen. Eine interessante Wasservegetation kann man in den Tagebaurestseen beobachten. So findet man z. B. auf alten Spülkippen breite Schilfgürtel und auf den manchmal vorhandenen Salzablagerungen die Strandaster, die hier wie einige andere halophile Pflanzen, einen Sekundärstandort gefunden hat. In diesem Zusammenhang muss aber gesagt werden, dass durch die Flutung der Tagebaurestlöcher und durch das Ansteigen des Grundwasserspiegels sich die reale Vegetation stark verändern wird – in welchem Umfang, bleibt abzuwarten.

Potentielle natürliche Vegetation

Als potentielle natürliche Vegetation bezeichnet man diejenige hypothetische Vegetation, die sich einstellen würde, wenn jede menschliche Aktivität auf einmal beendet wäre. Da der Mensch die abiotischen Standortverhältnisse in der Goitzsche z. T. gravierend verändert hat, weicht diese oft von der ursprünglichen Vegetation ab. In unserem Fall wurden sogar völlig neue Bedingungen geschaffen. Typische Eingriffe in Tagebaugebieten sind zum Beispiel:

An Stelle der ursprünglichen Böden an der Erdoberfläche liegen heute oft geologisch ältere Substrate, das Grundwasserregime ist stark verändert, es entstanden (und entstehen noch) tiefe Klarwasserseen und große Flächen sind melioriert. Ein Beispiel für diese hypotethische Vegetation wären birken- und kiefernreiche Stieleichenwälder, die sich auf den armen Kippenstandorten ansiedeln würden.

Die heute in der Goitzsche stattfindenden Untersuchungen befassen sich hauptsächlich mit der Pflanzenwelt. So wird nun schon seit einigen Jahren eine Fülle von Datenmaterial zusammengetragen. Diese Ergebnisse hier darlegen zu wollen, ist aber aufgrund der Menge leider unmöglich.Vielmehr möchten wir an dieser Stelle auf die bereits vorhandene Literatur verweisen.

Nützliche Nachschlagewerke wären z. B.:

  • die FBM-Projekte und deren Zwischenberichte;
  • BOHNE, S. (1996): Struktur und Dynamik der Sandtrockenrasen im ehemaligen Braunkohlentagebau Goitsche;
  • HARKE, H. (1996): Struktur und Dynamik der Birkenvorwälder im ehemaligen Braunkohlentagebau Goitsche.

Die Fauna der alten Goitzsche

Die Tierwelt der Goitzsche war aufgrund der vielfältigen Biotopstrukturen sehr reichhaltig und bot vor allem den Vögeln einen idealen Lebensraum. Leider ist es sehr wahrscheinlich, dass es damals viel mehr Tierarten gab, als in der Literatur erwähnt werden. Ein weiteres Problem stellen die Bezeichnungen der Tiere dar – es ist heute oft nicht mehr nachvollziehbar, welches Tier mit dem damaligen Trivialnamen gemeint war.

Die heutige Fauna

Durch den Braunkohlentagebau wurden aber Lebensräume nicht nur vernichtet. Heute zeigt sich die Goitzsche als Herberge zahlreicher Tier- und Pflanzenarten. Der Artenreichtum ist eine Folge der Standortvielfalt hinsichtlich der Böden und der dadurch bedingten Vegetation. Er konnte sich nur aufgrund einer weitgehend geschlossene Nahrungspyramide entwickeln. Ein ebenso wichtiger Faktor für diese Artenvielfalt sind die unterschiedlich großen Wasserflächen. Sie reichen von temporären Kleinstgewässern bis hin zu den sich jetzt entwickelnden riesigen Seen. Nach dem Bergbau entstanden auch weiträumige Rohbodenflächen, die erst allmählich durch die Sukzession und Rekultivierung wieder besiedelt werden. Für die Vogelwelt sind die Gebiete mit den weiten offenen Territorien und den Wasserflächen gern angenommene Anziehungspunkte. Sie dienen als Rast- und Überwinterungsstätten und sind somit von überregionaler Bedeutung. Der Greifvogelpopulation bieten diese Offenflächen der Goitzsche ideale Bedingungen. Bussard, Schwarz- und Rotmilan, Rohrweihe und Turmfalke sind in verhältnismäßig hohen Stückzahlen vorhanden.

Weitere offenlandbedürftige Vögel wie Brachpieper, Braunkehlchen und Rebhuhn sind ebenfalls recht häufig anzutreffen. In den Reliktbeständen des ehemaligen, Goitzschewaldes findet man neben den Spechtarten auch den Pirol; auch die Horste der Greifvögel befinden sich hier. Als am artenreichsten könnte man die Übergangsbereiche zwischen verritztem und unverritztem Gelände bezeichnen. So wurden z. B. im Rahmen einer Brutvogelkartierung im Bereich der Schwedenschanze 47 Brutvogelarten nachgewiesen. Darunter befanden sich sogar mehrere in der Roten Liste aufgeführten Arten, wie Steinschmätzer, Neuntöter und Braunkehlchen.

Auf eine Aufzählung der momentan vorkommenden Tierarten verzichten wir an dieser Stelle bewusst, weil dies den Rahmen der Broschüre sprengen würde. Wir verweisen diesbezüglich auf die zahlreichen anderen Werke, die sich mit diesen Themen befassen. Beispiele hierfür sind die Avifauna der Goitzsche oder die FBM-Berichte.